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Wenn sich in der Nacht zum Montag die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles im Super Bowl LVII gegenüberstehen werden, dann schauen nicht nur die US-Zuschauer wieder genau hin. Spielzüge, Halbzeitpause, Werbespots – die Menschen sind auf der Suche nach legendären Szenen, von denen man noch Jahre später sprechen wird.
Hier können Sie sich schon einmal in Stimmung bringen für die Partie. Zusammenstellungen der legendärsten Momente der Super-Bowl-Geschichte gibt es einige. Wir haben uns inspirieren lassen, unter anderem von dem Bildband »NFL. Helden. Dramen. Spektakel.«, und eine kleine Auswahl erstellt.
SPIELE
Super Bowl I: das Duell der zwei Ligen
Am 15. Januar 1967 stieg im Memorial Coliseum in Los Angeles das Spiel, das damals noch unter dem Namen AFL-NFL World Championship firmierte, und das heute als Super Bowl I in den Geschichtsbüchern steht. Die AFL war als Konkurrenzliga zur NFL gegründet worden und war schnell erfolgreich. So erfolgreich, dass die NFL auf eine Vereinigung drängte und diese dann auch beschlossen wurde. Das erste Entscheidungsspiel zwischen den beiden Champions der einzelnen Ligen, den Green Bay Packers und den Kansas City Chiefs, war mit Spannung erwartet worden. Bei den Packers stand Vince Lombardi an der Seitenlinie, nach dem die Super-Bowl-Trophäe später benannt werden sollte. Und es waren dann auch die Packers, die die überraschenderweise nicht ausverkaufte Partie gewannen.
Hier können Sie die Szenen im Video sehen.
Super Bowl LI: Das 28:3-Comeback
Wieder einmal ein Tom-Brady-Super-Bowl, dieses Mal 2016. Doch es sah lange Zeit überhaupt nicht gut aus für den Star, der seine fünfte Trophäe holen wollte. Im ersten Viertel gab es noch keine Punkte, dann legte Atlanta los. Brady unterlief sogar eine Interception zu Atlantas drittem Touchdown durch Robert Alford, 21:0 führten die Falcons zwischenzeitlich, später sogar 28:3. Spiel vorbei? Mitnichten. Die Patriots starteten eine Aufholjagd und konnten sich in die erste Verlängerung der Super-Bowl-Geschichte retten, wo sie dann sogar den Titel gewannen. Brady hatte Glück, den Münzwurf und damit das Angriffsrecht in der Extrazeit zu gewinnen und ließ sich die Chance nicht nehmen. »Alles absolut unfassbar«, sagte Brady nach dem Spiel. Eine treffende Analyse.
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Entscheidungsspiel vor dem Super Bowl II: Der Ice Bowl
Jaja, schon klar. Streng genommen war dies kein Super Bowl, da es diese Bezeichnung damals erstens noch gar nicht gab. Und zweitens die Sieger des Ice Bowl, die Green Bay Packers, anschließend noch das »AFL-NFL-World Championship Game« hatten, welches später dann tatsächlich als Super Bowl II gezählt wurde.
Das NFL Championship Game zwischen den Green Bay Packers und den Dallas Cowboys am Silvestertag des Jahres 1967 in Appleton geht aber als das wohl eisigste NFL-interne Endspiel in die Geschichtsbücher ein. Die Temperaturen lagen laut Beobachtern bei rund -25 Grad Celsius, die Marching Band konnte nicht auftreten, weil die Instrumente einfroren. Einige Spieler berichteten hinterher, dass sie noch tagelang verkühlte Finger und Zehen hatten, die Stollen waren auf dem gefrorenen Rasen gar nicht in den Boden eingesunken.
Das Football-Ei zu fangen, ist schon eine schwierige Sache, zumal, wenn man bedrängt wird. Aber New-York-Giants-Receiver David Tyree wusste, ein besonderes Hilfsmittel einzusetzen, als er 2008 einen Pass von Eli Manning unter Kontrolle bringen wollte. Beim Spielstand von 10:14 kam Manning unter Druck und warf zu Tyree, der den Ball im Zweikampf mit einem Patriots-Spieler mit einer Hand gegen seinen Helm presste und die Attacken überstand. Der Pass wurde als »complete« gegeben und brachte den Giants 32 Yards. Später sollten die Giants 17:14 gewinnen. Der Fang mit dem Helm wurde im Nachgang als bester Spielzug aller großer US-Profiligen mit dem ESPY-Award ausgezeichnet. Tyree sollte übrigens nie wieder einen Pass in der NFL fangen, erst musste er wegen einer Verletzung pausieren, dann beendet er 2010 seine Karriere.
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Super Bowl LI: Der Edelman-Catch dank eines Schuhs
Die irre Aufholjagdgeschichte dieses Super Bowl 2016 wurde bereits weiter oben beschrieben. Doch auch ein Jahr später waren es nicht nur die Hände des New-England-Receivers Julian Edelman, die dafür sorgten, dass der Pass ankam. Der Wurf von Brady wurde zunächst von Robert Alford berührt, der Ball änderte seine Flugbahn, worauf Edelman und zwei Falcons-Spieler ihre Richtung änderten und alle drei im Sprung versuchten, den Ball zu fangen. Zudem fiel Alford im Rückwärtsfallen Richtung Landepunkt. Und dann wurde es spektakulär: Der Ball tänzelte auf Alfords Bein und Fuß entlang, bis Edelman zugriff und im zweiten Nachfassen das Ei unter Kontrolle bekam. »The Ball never hits the Ground«, verkündete der Schiedsrichter – und die Patriots jubelten über den »Miracle Shoe Catch«. Was der eine mit dem Helm macht, gelingt dem anderen mit einem fremden Bein.
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Super Bowl XXXIV: One Yard Short
So nah und doch so fern: Es waren nur noch wenige Sekunden auf der Uhr, als Tennessee-Titans-Receiver Kevin Dyson 1999 den Ball zugeworfen bekam. Er war nur wenige Meter von der Endzone entfernt, und die Fans hofften auf einen Touchdown und damit Verlängerung des Super Bowl. Doch der Linebacker der St. Louis Rams, Mike Jones, hatte aufgepasst, krallte sich an den Beinen Dysons fest und brachte ihn rechtzeitig zu Boden, ein Yard vor der Endzone zerplatzten die Träume der Titans. Der Super Bowl ging als einer der besten in die Geschichte ein.
Es war der erste Super Bowl nach den islamistischen Terroranschlägen in New York vom 11. September 2001. Die Halbzeitshow sollte die irische Band U2 mit Frontsänger Bono bestreiten. Im Vorwege war schon angekündigt, dass es einen Tribut an die rund 3000 Toten geben sollte. Als U2 dann ihren Song »Where the Streets have no Name« spielte, wurde im Hintergrund ein Banner hochgezogen, auf dem die Namen vieler Opfer des Anschlags standen – Passagiere der Flugzeuge, die ins World Trade Center geflogen waren, New Yorker Polizisten sowie Angehörige der Feuerwehr, die bei dem Rettungseinsatz starben. Am Ende des Songs öffnete Bono seine Jacke und zeigte die US-amerikanische Flagge »Stars and Stripes«, die als Innenfutter diente. Für viele gilt der Auftritt als einer der emotionalsten des Super Bowl. »Manchmal kann Musik etwas ausdrücken, wofür es keine Worte gibt«, sagte Coldplay-Sänger Chris Martin später.
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Super Bowl XXVII: Michael Jackson
Der King of Pop auf der großen Showbühne der Super-Bowl-Halbzeit? Ein perfektes Match. »Billie Jean«, »Black or White«, »We are the World« – Michael Jackson spielte 1993 seine Klassiker, doch vor allem der Start der Performance war bemerkenswert. Zunächst sprangen Doubles aus den Werbetafeln an den Rändern des Stadions, die wie Jackson gekleidet waren und seine Tanz-Moves kopierten. Dann sprang Jackson selbst in der Mitte des Stadions auf die Bühne, gekleidet in einer Fantasieuniform und mit einer dicken schwarzen Sonnenbrille auf der Nase. Und dann – passierte erst mal nichts. Jackson stand regungslos da, seine Fans kreischten. Mit dem Regisseur, so erzählt dieser es in einer NFL-Dokumentation, war verabredet, mit der Musik erst zu beginnen, wenn Jackson seine Sonnenbrille abnehmen sollte. Doch der ließ sich Zeit. »Komm schon Michael, mach es, Baby«, hört man die Regie in der Doku flehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit tat er es dann auch – und begann seine Show.
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Super Bowl XXXVIII: Nipplegate
Als die (fast) blanke rechte Brust von Sängerin Janet Jackson 2003 zu sehen war, ihr Nippel noch bedeckt mit einem Sternpiercing, kochte Amerika! Duettpartner Justin Timberlake hatte der Sängerin das Kostüm heruntergerissen, just in dem Moment, als die Textzeile »I’m gonna have you naked by the end of this song« ertönte. Später erklärte die Sängerin, dass Timberlake nur ihre Corsage, nicht aber den Büstenhalter runterreißen sollte. Es folgten zahlreiche Beschwerden der TV-Zuschauer über die »unsittliche Entblößung«. Fast 20 Jahre nach dem Vorfall sagte Jackson: »Natürlich war es ein Unfall, der eigentlich nicht passieren sollte. Aber alle sind auf der Suche nach einem Sündenbock, und das muss aufhören«, sagt Jackson: »Ehrlich gesagt war die ganze Sache völlig übertrieben.« Ein Erbe dieses Skandals: Die großen TV-Sender zeigen große Liveveranstaltungen seitdem immer um einige Sekunden verzögert, um reagieren zu können.
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Super Bowl XLIX: Left Shark
Eines seiner ersten großen Internet-Memes produzierte der Super Bowl 2015. Als Sängerin Katy Perry ihren Song »Teenage Dream« zum Besten gab, fiel dem Millionenpublikum vor allem die Performance eines Backgroundtänzers in einem Haikostüm auf, der fortan als »Left Shark« Internetkarriere machen sollte. Der Hai tanzte aus der Reihe beziehungsweise nicht im Takt – und sorgte dadurch für Gesprächsstoff. Snoop Dog twitterte zwischenzeitlich, dass er im Kostüm gesteckt habe, doch drei Jahre nach dem Super Bowl kam ein Friseur aus Hollywood ins Rampenlicht, der wohl für die Performance verantwortlich gewesen war. Alles Absicht, die misslungene Performance sei geplant gewesen, sagte er.
Hier können Sie den Auftritt im Video sehen.
Falls Sie jetzt noch Lust auf mehr Super-Bowl-Zusammenstellungen haben: Hier geht es zu den Werbespots.
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